BZ 04.09.2017: Die Öko-Winzer haben Probleme

2012 wurde das Ende der 1980er Jahre für den Bio-Weinbau entwickelte Pflanzenstärkungsmittel Kalium-Phosphonat von der EU als Pflanzenschutzmittel eingestuft. Infolgedessen durfte es ab 2013 nicht länger im ökologischen Weinbau verwendet werden. Stark begrenzt ist zudem bereits seit 2009 mit drei Kilogramm pro Hektar Rebfläche der Einsatz von Kupfer, zumindest im deutschen Öko-Weinbau. Was in Kombination mit Kalium-Phosphonat gut funktionierte, treibt etliche Bio-Winzer inzwischen an den Rand ihrer Existenz.

Den vollständigen Bericht finden Sie hier: http://www.badische-zeitung.de/vogtsburg/die-oeko-winzer-haben-probleme–141425835.html

23.05.2017: Landes-CDU stellt sich hinter Ökoweinbau / Anträge der CDU- Kreisverbände erfolgreich

Landkreis Lörrach/Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Die CDU Baden-Württemberg bekennt sich auf Initiative der CDU-Kreisverbände Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach zum Ökoweinbau. Der CDU-Landesvorstand hat nun einen Antrag der CDU-Kreisverbände angenommen, der sich für eine Wiederzulassung von Kaliumphosphonat zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus (Peronospora) auf EU-Ebene einsetzt. Bis zu seiner Wiederzulassung soll der Einsatz kupferbasierter Pflanzenschutzmittel in Deutschland auf die EU-weit erlaubte Höchstmenge von 6 kg Reinkupfer pro Hektar angehoben werden. Auch das Kupferkonto von bisher 15 kg in fünf Jahren ist entsprechend zu erhöhen. „Das ist ein wichtiges Signal an den Weinbau, aber auch ein Fingerzeig in Richtung Europäische Union. Es gibt aktuell keine wirksame Alternative zum Kaliumphosphonat, wenn man gleichzeitig den Kupfereinsatz reduzieren will“, so die beiden CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Patrick Rapp MdL (Breisgau-Hochschwarzwald) und Armin Schuster MdB (Lörrach).

 

Rapp MdL hatte in der Sitzung des Landesvorstands, bei dem die Anträge beraten wurden, auf die Dringlichkeit einer Lösung für den Ökoweinbau verwiesen. Erst vor kurzem hatte eine entsprechende Anhörung der Fraktion in Stuttgart von Fachverbänden und Ökowinzern die Forderung nach einer schnellstmöglichen Wiederzulassung unterstrichen. Entsprechende Vorstöße sind in der Vergangenheit an gegenläufigen Interessen innerhalb der Europäischen Union und den Mitgliedstaaten gescheitert.

 

Aufgrund des feuchten Klimas nördlich der Alpen muss in Deutschland der Falsche Mehltau bekämpft werden. Seit der EU-Öko-Verordnung von 2013 steht das bewährte Mittel Kaliumphosphonat Ökowinzern nicht mehr zur Verfügung.

Einsatz für den Ökoweinbau Anhörung von CDU und Grüne zeigt Handlungsdruck auf / Zulassung von Kaliumphosponat gefordert

Stuttgart – Der Öko-Weinbau nördlich der Alpen steckt in einer Krise. Für den ökologischen Weinbau in Deutschland stellt der Befall der Weinreben durch den Falschen Mehltau (Peronospora) ein großes Problem dar, da das bewährte Mittel Kaliumphosphonat Ökowinzern seit 2013 verboten ist. Die Arbeitskreise Ländlicher Raum und Verbraucherschutz von CDU und Grünen haben sich daher im Rahmen einer Anhörung mit Experten und Vertretern aus der Branche ausgetauscht. Man war sich einig, dass es schnellstmöglich eine zonale regionale Zulassung von Kaliumsphosphonat durch die EU brauche.

Dr. Patrick Rapp MdL, Vorsitzender des CDU Arbeitskreises und Reinhold Pix MdL, weinbaupolitischer Sprecher der Grünen, betonten, dass es sowohl eine schnelle, aber auch mittelfristige Lösungen für den ökologischen Weinbau benötige. Ziel müsse es sein möglichst schnell eine zonale regionale Zulassung von Kaliumsphosphonat zu erhalten und gleichzeitig auf nationaler Ebene eine Erhöhung der Verwendung von Kupfer – wie in anderen EU-Staaten – zu erreichen. Man werde hier nochmals gemeinsam aktiv werden. Das Land Baden-Württemberg und die Regierungsfraktionen haben gemeinsam mit den Verbänden schon mehrere Vorstöße unternommen, um eine Wiederzulassung zu erreichen. Dies scheiterte bislang aber an der EU.

Paulin Köpfer, Vorsitzender von ECOVIN Baden, Peter Wohlfahrt, Geschäftsführer vom Badischen Weinbauverband, Dr. Konrad Rühl vom Ministerium für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie Matthias Wolff von der Beratungsstelle ökologischer Weinbau des Staatlichen Weinbauinstituts in Freiburg schilderten in ihren Impulsvorträgen die aktuelle Problemlagen im ökologischen Weinbau. In der Diskussion mit rund 30 Vertretern aus der Branche und Verbänden wurde deutlich, dass durch das Fehlen der Zulassung von Kaliumsphosphonat viele Winzer vom Umstieg zum Ökoweinbau Abstand nehmen würden. Auch sei es eine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU, wenn Staaten südlich der Alpen die Wiederzulassung von Kaliumphosponat aus Eigeninteresse blockierten.

„Die ersten Rückmeldungen aus dem Land zeigen, dass viele Landwirte mit großen Frostschäden rechnen müssen. Die Schadensereignisse in der Landwirtschaft durch Frost oder Hagel nehmen stetig zu. Auch vor einem Jahr hatten wir ebenfalls Frostschäden im Wein- und Obstbau zu verzeichnen. Besonders schlimm war es im Frühjahr 2011, als rund  3500 Hektar sehr stark geschädigt wurden. Immer wieder haben wir auch große Ernteeinbußen durch Hagel. Für Landwirte können solche Ereignisse existenzbedrohend sein. Zwar gibt es auch Mehrgefahrenversicherungen, doch nur wenige Landwirte schließen solche Versicherungen aufgrund der hohen Prämien ab. Wir sollten daher diskutieren, ob es nicht sinnvoll wäre, wie in anderen EU-Staaten Zuschüsse für eine Mehrgefahrenversicherung zu gewähren.

 

Es war ein richtiger erster Schritt, dass zum Jahr 2013 der Steuersatz auf Versicherungen gegen Wetterrisiken wie Sturm, Starkfrost, Starkregen oder Überschwemmung erheblich abgesenkt gesenkt wurde. Jetzt müssen wir über den zweiten Schritt nachdenken. Ich werde dazu auch eine parlamentarische Initiative auf den Weg bringen, um die Möglichkeiten einer Unterstützung bei der Mehrgefahrenversicherung zu prüfen. Nach einer Erhebung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft fördern drei Viertel aller EU-Länder den Risikoschutz ihrer Landwirte vor Wetterextremen mit europäischen und/oder nationalen Geldern. Neben einer mittel- und langfristigen Lösung braucht es auch im Einzelfall kurzfristige Unterstützungsmaßnahmen. Wir werden daher analog zu den Schadensereignissen in den vergangenen Jahren die Landesregierung um Prüfung bitten, welche kurzfristigen Maßnahmen zur Sicherstellung der Liquidität der betroffenen Betriebe möglich sind.“

Landkreis Lörrach/Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Die CDU-Kreisverbände Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach bekennen sich zu einem guten Miteinander von konventionellem und ökologischem Weinbau und haben auf dem CDU-Landesparteitag einen Antrag zur Stärkung des Ökoweinbaus eingebracht.

Darin heißt es: Die CDU Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass Kaliumphosphonat als wirksames Mittel zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus (Peronospora) zur Verwendung im Öko-Weinbau wieder zugelassen wird. Bis zu seiner Wiederzulassung soll der Einsatz kupferbasierter Pflanzenschutzmittel in Deutschland auf die EU-weit erlaubte Höchstmenge von 6 kg Reinkupfer/ha angehoben werden. Auch das Kupferkonto von bisher 15 kg in fünf Jahren ist entsprechend zu erhöhen.  Der Antrag wurde von der Antragskommission ohne Änderung befürwortet und nun an den CDU-Landesvorstand verwiesen.

 

Viele Betriebe sehen in der Umstellung auf ökologische Bewirtschaftungsmethoden die Möglichkeit zu qualitativem Wachstum und der Generierung höherer Einnahmen. Aufgrund des feuchten Klimas nördlich der Alpen muss in Deutschland der Falsche Mehltau bekämpft werden. Seit der EU-Öko-Verordnung von 2013 steht das bewährte Mittel Kaliumphosphonat Ökowinzern nicht mehr zur Verfügung. Die Landes-CDU soll sich nun auf Drängen der beiden südbadischen CDU-Kreisverbände dafür einsetzen, dass Kaliumphosphonat als wirksames Mittel zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus (peronospora) zur Verwendung im Ökoweinbau wieder zugelassen wird. Diese scheitert bisher am Widerstand der EU-Kommission und einzelner Mitgliedsstaaten. Alternativ dürfen kupferbasierte Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. In Deutschland sind allerdings lediglich 3 kg Reinkupfer pro Hektar im Jahresdurchschnitt (in Ausnahmefällen 4 kg pro Hektar) zugelassen. Den deutschen Ökowinzern entstehe hierdurch ein Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren südeuropäischen Kollegen, die deutlich mehr Kupfer zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus einsetzen dürfen. Um diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen, soll bis zur Wiederzulassung von Kaliumphosphonat der Einsatz kupferbasierter Pflanzenschutzmittel in Deutschland auf die EU-weit erlaubte Höchstmenge von 6 kg Reinkupfer pro Hektar angehoben werden, fordert die CDU.

 

Die beiden Kreisvorsitzenden und Abgeordneten, Armin Schuster und Dr. Patrick Rapp, hatten sich bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit dem Badischen Weinbauverband und dem ökologischen Weinbauverband ECOVIN Baden gegenüber Land, Bund und bei EU-Fachpolitikern für eine Wiederzulassung von Kaliumphosphonat eingesetzt. Das baden-württembergische Ministerium für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz geht von einer guten Umweltverträglichkeit aus. Kaliumphosphonat habe eine 20-fach geringere Toxizität als Kochsalz, bestätigte der Vorsitzende von ECOVIN Baden, Paulin KöpferMitte März bei einem Besuch der CDU-Kreisvorstände von Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach auf dem Weingut Zähringer in Heitersheim Köpfer ist auf dem Weingut, das bereits seit 1987 nach biologischen Kriterien geführt wird, für die Bewirtschaftung der Reben zuständig. Der Ökoweinbau sei eine Wachstumsbranche. Gerade für die im internationalen Vergleich kleinen badischen Weingüter sei ein Umstieg auf ökologische Bewirtschaftungsmethoden attraktiv. Auch seien die Erlöse oft höher als bei konventionellen Betrieben. Viele Winzer, die mit einem Umstieg liebäugeln, zögern allerdings noch angesichts der Unsicherheiten im Umgang mit dem Falschen Mehltau (Peronospora). In Krisenjahren wie 2016 führte er viele Ökoweinbaubetriebe in eine existenzbedrohende Notlage.

 

Schuster kündigte an, dass der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser, im August dieses Jahres zu einem Ökoweinbau-Fachgespräch nach Heitersheim kommen werde: „Angesichts des andauernden Widerstandes der südeuropäischen Weinbauländer ist es wichtig, dass Politik und Weinbauexperten in Deutschland mit einer Stimme sprechen. Wir werden hartnäckig bleiben.“